Ausstellungseröffnung// Samstag/ 13. April 2013/ 20 Uhr
music support/ kietz & katze
Lange Nacht der Museen// Samstag/ 20. April/ 19 – 02 Uhr
Ausstellungsdauer// 13. April – 18. Mai 2013
Obbe Tiddens Malerei strahlt eine rätselhafte Stimmung aus. Die in den Bildern erzählten Geschichten ziehen in Bann und stiften Verwirrung. In „Sandoni“ (2012) ist ein stürmisches, aufgewühltes Meer dargestellt. Die hohen Wellen verschmelzen mit dem gewittrig-düsteren Himmel zu einer tosenden Masse, die die auf hoher See befindlichen Schiffe zu verschlingen droht. Während der Mast des bereits gesunkenen Gefährts an Géricaults Historiengemälde „Das Floß der Medusa“ (1819) – Sinnbild menschlicher Gewalttaten erinnert, verweist das zweite Schiff auf die volkstümliche Geschichte des „Narrenschiffs“, die als Satire getarnt, die menschlichen Schwächen und Laster beschreibt. Sonderbar ist dabei die zeitliche Zugehörigkeit der Narren, denn zu dem mittelalterlichen Gaukler gesellt sich eine modern anmutende Schiffsmannschaft.
Durch Zusammenstellungen wie diese entwickelt der 1980 in Hamburg geborene Künstler surreale, verstörende Bilder. Indem Tiddens in seinen Kompositionen Bildsujets aus dem
alltäglichen Leben, den Massenmedien und der Kunstgeschichte aufeinandertreffen lässt und damit Bilder aus unterschiedlichen Kontexten zusammenfügt, provoziert er eine Verschiebung der Wahrnehmung, die Fragen beim Betrachter erzeugt.
Intensiviert wird dieses motivische Verwirrspiel durch die malerischen Stilmittel, die Tiddens Gemälde kennzeichnen: bunte Farbigkeit trifft auf beklemmenden Bildinhalt, schemenhafte Darstellung auf fotorealistische Malerei, diffuses Licht auf reflektierende Lichtquellen, schlierende Farbverläufe auf pastose Punkte, abstrakte Linienführung auf siebdruckartige Rasterung. Was als Collage unterschiedlicher Bildmedien anmutet, ist Malerei in Reinstform.
Tiddens verleiht seinen Bildern mit dieser technisch-versierten Vielseitigkeit eine bestechende Dynamik, die zusammen mit den Motiven zu einer sehr eigenen Bildsprache führt.
Die Magie dieser Malerei entzündet sich an den Schnitt- und Leerstellen der aufeinandertreffenden Bildmotive und Malweisen. An diesen Übergängen tritt die Ambivalenz von
Tiddens Gemälden zum Vorschein. Hier steht der mittelalterliche Holzschnitt dem photorealistischen Portrait gegenüber, hier kehrt sich eine scheinbar idyllische Szene in eine bedrohliche Situation um. An diesen Stellen werden Grenzbereiche definiert und zugleichverwischt. Tiddens gelingt es, in seiner Malerei gesellschaftliche Grenzerscheinungen zu visualisieren.
Situationen, in denen die Fragilität und Verletzlichkeit des menschlichen Lebens deutlich wird, in denen Glück und Leid ineinandergreifen und die Absurditäten und
bizarren Seiten unseres Daseins an die Oberfläche dringen.
Dr. Anne Vieth
G a l e r i e
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